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Gedanken zur Deguzucht

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Wirft man einen Blick auf die Seite der Deguhilfe Süd e.V., in die überfüllten Kleinanzeigen, den Vermittlungsbereich des Deguforums oder auch in das eine oder andere Tierheim, sollte sich wohl für jeden, der den Gedanken an gewollten Degunachwuchs hat, die Frage stellen, ob und unter welchen Voraussetzungen Nachwuchs wirklich sinnvoll ist. Zudem tauchen in den letzten Jahren bei Degus auch immer mehr Farbschläge auf. Eine Entwicklung, die ebenfalls zum Nachdenken anregt.

Die folgenden Überlegungen wurden überwiegend Denise für unser ⇒  Forum zusammengefasst und in Absprache mit ihr habe ich sie für Degus-Online überarbeitet und mit dem Absatz über Farbzucht etwas ergänzt.

Praktische Überlegungen zum Degunachwuchs

Nachwuchs im Deguheim zu bekommen mag sehr einfach scheinen. Als verantwortungsbewusster Halter, dem die Gesundheit und Zukunft seiner Tiere am Herzen liegt, sollte man sich jedoch so einiges vor dem "Ernstfall" durch den Kopf gehen lassen. Bitte denkt gut nach, bevor ihr kleine Degus in die Welt setzt - als Halter hat man nämlich nicht nur Verantwortung über die eigenen Tiere, sondern auch über deren Nachwuchs. Und ein gutes Zuhause für sie zu finden ist bei weitem nicht so einfach!

Unterpunkte:

1. Männchen-Weibchen-Problematik / Gruppenkonstellation
2. Vererbung und Diabetes

3. Inzucht und Inzuchtbelastung

4. Komplikationen und Handaufzucht

5. Benötigtes Zubehör

6. Vermittelbarkeit von Degus

7. Deguzucht - Warum ist das Forum dagegen?

8. Kann ich denn gar nicht zu Nachwuchs kommen??

9. Es wird bunt - Farbschläge

1. Die Männchen-Weibchen-Problematik / Gruppenkonstellationen

1.1. Gedanke: Ich kaufe einfach ein Pärchen und raus kommt Nachwuchs.

Ja, prinzipiell schon. Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht, wenn man verantwortungsbewusst züchten möchte. Was weiß man schon über die Familien der Tiere, über aufgetretene Erkrankungen, die Lebenserwartung der Tiere, über Zahnfehlstellungen? Wichtigste Grundlage für die Auswahl von Zuchttieren sollte die Gesundheit sein, doch hier gehört eben weit mehr dazu, als einfach ein derzeit gesundes Weibchen zu einem derzeit gesunden Männchen zu setzen.

Degus machen übrigens bei der Zeugung von Nachwuchs keinen Unterschied in Verwandtschaftsverhältnissen.

1.2. Gedanke: Und wenn ich mir von einer Stelle ein Männchen und von woanders ein Weibchen hole, dann können sie nicht verwandt sein und ich kann sie doch zusammentun, oder?

Leider auch wieder nicht so einfach. Auch hier ist wieder oben genanntes zum Thema Erkrankungen gültig.

Dazu kommt: Degus sind Reviertiere - jede Degugruppe beansprucht ein gewisses Gebiet für sich und verteidigt es gegen Eindringlinge. Dieses Verhalten zeigen Männchen und Weibchen gleichermaßen. Der Degukäfig bzw. das Terrarium wird von den Insassen als ihr Revier betrachtet und bei Gelegenheit auch dementsprechend verteidigt - deshalb kann es auch sehr knifflig sein, ein weiteres Tier zur eigenen Gruppe dazuzunehmen. Es besteht keine Garantie, dass sich die zwei (oder mehrere) Degus sofort vertragen- in den seltensten Fällen wird ein neues Tier sofort friedlich und freundlich aufgenommen. Sowie als Deguneuling, als auch als "Fortgeschrittener": Rangordnungskämpfe zehren an den Nerven, denn sie werden bisweilen blutig und können im schlimmsten Fall sogar tödlich enden. Grade für unerfahrene Halter ist es oft schwer, einzuschätzen, wann man die Tiere trennen muss oder ob die Kämpfe noch im tolerierbaren Rahmen liegen.

Als Deguneuling ist es daher besonders empfehlenswert, eine bereits bestehende gleichgeschlechtliche Gruppe von 2 oder mehr Tieren aufzunehmen. Eine "Haustierkarriere" gleich mit Schwierigkeiten und Tierarztrechnungen zu beginnen, ist keine gute Sache.

Wer sich genauer über Zusammenführung informieren möchte, möchte sich bitte im ⇒  Forum  und auf entsprechenden Infoseiten über das Thema ⇒  Vergesellschaftung schlau machen.

Aber angenommen, ihr nehmt zwei oder mehrere Tiere aus verschiedenen Gruppen auf, die Vergesellschaftung klappt....

1.3. Gedanke: Ich halte zwei (oder mehr) Tiere aus verschiedenen Familien dauerhaft zusammen, sie vertragen sich und sollen Nachwuchs bekommen. Geht das?

Sehr ungünstig! Degus können unter den günstigen Bedingungen in der Heimtierhaltung bis zu 4 mal im Jahr werfen, und zwar von einem bis zu 10 Jungtieren pro Wurf. Ein Weibchen alleine ist also imstande, pro Jahr bis zu 40 Jungtieren zu "produzieren". Wie klappt das? Degus haben eine Tragezeit von 3 Monaten und werden häufig direkt nach der Geburt ihrer Jungen wieder gedeckt. Das ständige Zusammenleben von Männchen und Weibchen bedeutet also höchstwahrscheinlich Dauerschwangerschaft für die Weibchen. In freier Wildbahn bekommen die Weibchen oft nicht mehr als 1-2x Nachwuchs, in der Gefangenschaft wie schon beschrieben bis zu 4 mal im Jahr. Dauerschwangerschaft zehrt an den Reserven der Weibchen und bedeutet eine große Anstrengung - solche Tiere werden selten alt und mit der Zeit steigt das Risiko für Geburtskomplikationen. Ist der Körper einmal nicht mehr in der Lage, die Jungen auszutragen, werden sie im Bauch der Mutter wieder vom Körper resorbiert - was ebenfalls eine Belastung darstellt und sich auf Gesundheit und Lebenserwartung negativ auswirkt. Bei so vielen Jungtieren stellt sich zudem die Frage: Wohin damit? Mehr dazu unter Punkt 6.

WICHTIG! Es gibt bei Degus Gruppenkonstellationen, die sehr instabil sind! In der freien Natur leben die Tiere in einer Art Harem zusammen: Auf ein Männchen kommen viele Weibchen. Hält man nun mehrere Männchen mit Weibchen zusammen, neigen solche Gruppen dazu, zu zerfallen. Die Männchen beginnen irgendwann, sich um die Weibchen zu streiten. Dies endet häufig in Vertreibungskämpfen, die gut und gerne bis zum Tod eines oder mehrere Tiere gehen können. Von gemischtgeschlechtlichen Gruppen mit mehr als einem Männchen ist also dringend abzuraten. Und bei einer Konstellation "1 Männchen, mehrere Weibchen" ergibt sich wieder das Problem aus der großen Vermehrungsfreudigkeit der Tiere. Notfälle entstehen häufig aus solchen Situationen: Mehrere schwangere Weibchen bringen viele Kinderchen zur Welt, die Weibchen werden direkt nachgedeckt, die Halter verlieren den Überblick, trennen die Kleinen zu spät, die jungen Weibchen werden geschlechtsreif und wiederum von Vater/Onkel/Bruder gedeckt... So können aus wenigen Tieren ohne weiteres in kurzer Zeit dutzende, ja sogar hundert und mehr zu vermittelnde Notfalltiere werden.

1.4. Gedanke: Ich habe eine Gruppe Weibchen. Kann ich mir nicht von irgendwem ein Männchen ausleihen und eines meiner/alle meine Weibchen einmal decken lassen?

Nein. Wieder gilt: Es ist möglich, dass es zu Kämpfen kommt, sowohl in der Männchen- als auch in der Weibchengruppe. Man kann nicht einfach ein Tier aus einer bestehenden Gruppe nehmen, es mit anderen Tieren zusammenbringen und danach wieder in die alte Gruppe setzen. Man riskiert blutige Kämpfe in der Gruppe des "Leihtieres"! Degus erkennen ihre Gruppenmitglieder am Geruch. Möchte man nun den "Leihdegu" wieder in die Gruppe bringen, hat dieser den vertrauten Geruch bereits verloren und wird in den meisten Fällen von seiner Gruppe unter Umständen nicht mehr als Mitglied akzeptiert, sondern als Eindringling behandelt.

Ein Männchen in eine Weibchengruppe zwecks Nachwuchs zu geben, ist also bereits für den "Verleiher" unvernünftig.

Weitere Probleme, die sich aus dieser Konstellation ergeben können:
Ein Männchen wird sich nicht nur darauf beschränken, ein Weibchen in der Gruppe zu decken. Sehr wahrscheinlich wird er es bei allen versuchen (und im schlimmsten Fall erfolgreich sein). Die Wurfgröße eines Deguweibchens reicht von einem bis zu 10 Jungen (sogar 12 kamen schon vor). Obwohl der erste Wurf meist etwas kleiner ausfällt, gibt es dafür keine Garantie- zwei Weibchen könnten also bestenfalls 2 und schlimmstenfalls ganze 20 (!) Jungtiere zur Welt bringen. Die Rechnung ist einfach, wie viel man bei 3, 4, 5 Weibchen an Nachwuchs riskiert...

Und wenn ich nur ein Weibchen aus der Gruppe nehme, mit einem Männchen zusammenlasse und dann wieder zurücksetze? Siehe oben, dasselbe in Grün. Man kann nicht einfach ein Tier aus der Gruppe nehmen, eine Weile getrennt halten und einfach so wieder zurücksetzen; man riskiert blutige Kämpfe.

1.5. Gedanke: Ich kaufe mir Männchen und Weibchen, lasse einmal Nachwuchs zu und lasse das/die Männchen dann kastrieren.

Die ⇒  Kastration ist eine OP mit Risiken, zudem bedeutet sie Schmerzen und Stress für ein Tier. Zwar werden die meisten Degus erfolgreich und ohne Komplikationen kastriert, es kommt jedoch ab und zu zu Todesfällen. Eine Kastration ist teuer, sie kostet etwa 40 Euro aufwärts. Ein kastriertes Tier muss eine Weile nach der OP alleine bleiben. Erst dann darf er wieder zu Weibchen. Dies ist nämlich die Zeitspanne, in der er noch zeugungsfähig sein könnte ("letzter Schuss"). Zudem muss das Männchen bereits vor der Geburt kastriert/vom Weibchen getrennt werden, da Weibchen ja direkt nach der Geburt wieder gedeckt werden.

2. Vererbung und Diabetes

Da Degus noch relativ "junge" Haustiere sind, weiß man noch nicht viel über Gebiete, die bei Tieren wie Meerschweinchen, Kaninchen oder Rennmäusen bereits ausgiebig erforscht sind. Vererbung und insbesondere der Punkt Erbkrankheiten sind bei Octodon degus noch ein ziemlich unbeschriebenes Blatt. Nach und nach scheint sich erst herauszukristallisieren, für welche Krankheiten Degus besonders anfällig sind. Eine Tatsache ist jedoch bereits länger bekannt: Die Tiere sind allgemein diabetesanfällig, weshalb sie auch schon in der Diabetesforschung eingesetzt wurden. Dennoch ist über die Erkrankung nicht viel bekannt.  Im Moment gibt es auch noch kein erprobtes Mittel zur Behandlung, man kann nur versuchen, mit besonderem Augenmerk auf Ernährung und Lebensqualität halten.

Bisher kennt man verschiedene Risikofaktoren, die beim Ausbruch der Krankheit eine Rolle spielen dürften: Falsche Ernährung, Übergewicht und insbesondere Vererbung. Sehr häufig ist bei Degus auch die Linsentrübung, in einigen Fällen nicht in Verbindung mit Diabetes, doch auch hier scheinen Vererbung und Ernährung eine Rolle zu spielen.

Ernährung und Übergewicht kann man als Halter im Auge behalten- auf die Vererbung hat man als Halter keinen Einfluss mehr. Heute wird davon ausgegangen, dass die Vererbung bei Diabetes beim Degu eine sehr wichtige Rolle spielt; möglicherweise wichtiger noch als alles andere. Ganz besonders deshalb sollte man bei Nachwuchs darauf achten, dass die Tiere aus Familien ohne Diabetesfälle (oder anderen vererbbaren Krankheiten) stammen. Dies ist nun gar nicht so einfach - bei Zoohandelsdegus weiß man es schon gar nicht, und auch bei Privathaltern kann man es kaum überprüfen. Bei Degus existieren noch keine Stammbäume - zudem werden die Tiere relativ alt, und häufig bricht die Krankheit erst im fortgeschrittenen Alter aus. Momentan gesunde Tiere sind also keine Garantie für dauerhafte Gesundheit. Man sollte sich also im Sinne der Tiere gut überlegen, welche Degus man Nachwuchs bekommen lässt; einfach nur zwei Tiere "zusammenzuschmeißen" sollte nicht ausreichen. Denn gesunde, vitale Tiere sollten das Ziel jeder Verpaarung sein - egal ob "Zucht" oder einmaliger Nachwuchs!

3. Inzucht und Inzuchtbelastung

Inzucht wird oft als die Wurzel allen Übels gesehen. Dass die Folgen nicht so unmittelbar bzw. gravierend sind, wie oft angenommen, zeigt dieser Artikel sehr schön auf: ⇒ Rodent-Info.

Vereinfacht ausgedrückt gibt der Artikel u.a. folgendes wieder:  Inzucht ist nicht die Ursache für bestimmte Erkrankungen bzw. Missbildungen u.ä., kann aber dazu führen, dass Tiere mit "versteckten" Anlagen leichter "aufeinander treffen". Zudem ist bekannt, dass bei der Verpaarung von verwandten Tieren im Laufe der Zeit die so genannte Inzuchtdepression auftreten kann - die Fruchtbarkeit der Tiere kann dadurch eingeschränkt werden.

Zum Thema verantwortungsvolle Zucht kommt also noch viel mehr als nur die Auswahl der Tiere nur nach dem Verwandtschaftsgrad. Viele Nager stammen aus Inzucht, ohne hierbei Schäden genommen zu haben.

4. Komplikationen und Handaufzucht

Vorweg: Ich möchte hier niemandem Angst machen. Die meisten Degugeburten gehen gut und ohne Probleme über die Bühne, Degus sind sehr souveräne und selbstständige Eltern. Allerdings sollte man die Möglichkeit von Komplikationen trotzdem bedenken, wenn man Nachwuchs haben möchte - nicht zuletzt, um für einen möglichen Ernstfall gerüstet zu ein.

Degus bekommen ihre Kleinen meist in den Morgen- oder Nachtstunden, sodass der Halter davon nicht viel mitbekommt. Wenigen ist es vergönnt, live bei der Geburt dabei zu sein.

Alarmsignale am Tag nach der Geburt sind Apathie, Fressunlust, eingefallene Flanken etc.. Sollte sich die Mama ungewöhnlich verhalten, sofort einen Tierarzt anrufen!

- In seltenen Fällen steckt ein Baby im Geburtskanal fest oder verstirbt noch vorher und die Mutter schafft die (weitere) Geburt nicht alleine. Durch ein verstorbenes Tier kann der Körper der Degumutter vergiftet werden bzw. die weitere Geburt blockieren. Hier kann nur mehr der Tierarzt, wenn überhaupt, helfen. Solltet Ihr also den Verdacht haben, dass vielleicht bei der Geburt nicht alle Jungtiere auf die Welt kamen oder es Probleme gibt, zieht einen Tierarzt hinzu!

- Diabeteskranke Tiere können zwar in vielen Fällen ein ganz normales Leben führen, aber bei einer Geburt bewirkt Diabetes genau dasselbe wie beim Menschen auch: Die Föten wachsen sehr schnell und werden sehr groß- bisweilen zu groß, als dass die Mutter die Geburt alleine schafft. Dann wird ein Kaiserschnitt notwendig, um die Jungen zu holen und ihres und das Leben der Mutter zu retten.

- Frühgeburten können beim Degu ebenfalls vorkommen. Die möglichen Auslöser sind vielfältig: Stress, eine Infektion, Komplikationen während der Schwangerschaft, Fehlbildungen der Föten etc.. Degubabies kommen bereits vollständig behaart und mit offenen Augen zur Welt. Bei nackten, blinden Babies handelt es sich sehr wahrscheinlich um Frühgeburten.

Manchmal kommt es vor, dass kleine Degus geboren werden, die äußerlich völlig normal wirken aber einen angeborenen innerlichen Defekt aufweisen. Solche Jungtiere haben kaum eine Überlebenschance- sie werden entweder von der Mutter getötet oder sterben bald nach der Geburt und werden von den großen Degus auf- bzw. angefressen. So befremdlich und abstoßend dieses Verhalten auf manche Menschen auch wirken mag- es ist ein natürlicher Instinkt der Tiere, ihr Nest sauber zu halten und ihre Population nicht zu gefährden. Die Tiere handeln nicht aus Bosheit!

Handaufzucht bei Deguwaisen ist im Prinzip sehr erfolgversprechend, da die Kleinen schon sehr weit entwickelt zur Welt kommen und bald schon neben der Milch festes Futter zu sich nehmen. Das macht eine Handaufzucht durch den Menschen allerdings nicht weniger anstrengend, da die Kleinen in regelmäßigen Abständen alle paar Stunden per Spritze (ohne Kanüle) oder Pipette gefüttert werden wollen - anfangs natürlich auch nachts. ⇒  Hier geht es zu weiteren Berichten zum Thema Handaufzucht.

5. Benötigtes Zubehör beim Nachwuchs

Ein zweiter Käfig ist meist unumgänglich - erstens, um im Fall von Streit und Problemen gerüstet zu sein und zweitens um die Söhne rechtzeitig von der Mutter zu trennen. Der Käfig, in dem das Weibchen wirft, muss sorgfältig babysicher gemacht werden.

Befindet sich der Vater mit dem/den schwangeren Weibchen mit im Käfig sollte er auf alle Fälle VOR der Geburt von den Mädels getrennt werden- wie oben schon beschrieben werden Deguweibchen DIREKT nach der Geburt wieder gedeckt. Degus auf Dauer alleine zu halten ist nicht artgerecht, aber ein paar Wochen- sollte es notwendig sein- übersteht ein Degu ohne Schaden zu nehmen. Sind die Söhne schließlich alt genug können sie ihrem Vater hinzugesellt werden. Geschlechtsreif sind kleine Degububen etwa mit 3, ihre Schwestern mit 2 Monaten. Degukinder können im Alter von 6 Wochen von ihrer Mama getrennt werden.

6. Vermittelbarkeit von Degus

Degus sind noch immer nicht sehr bekannt, viele wissen noch gar nicht was Degus überhaupt sind, geschweige denn was ihre Bedürfnisse betrifft. Trotzdem (oder gerade deshalb) landen immer mehr Degus in Tierheimen, auch ausgesetzte Tiere gibt es bereits.

Gedanke: Der Zooladen hat mir versichert, die Jungen zu übernehmen

So mancher Zooladen verspricht: "Nehmen Sie ruhig ein Pärchen, wir übernehmen dann den Nachwuchs." Erstmal scheint das eine günstige Lösung zu sein: Der Halter kommt immer wieder in den "Genuss" von Degubabies und für den Laden bedeutet das kostenloser Nachwuchs für den Verkauf ohne Aufwand. Dass dies auf Kosten der Tiere geht, habe ich oben bereits beschrieben. Aber nicht nur das- die Läden bekommen die Tiere oft nur schleppend verkauft, weshalb sie sich bald weigern, den Nachwuchs weiter zu übernehmen. Viel zu viele Halter bleiben auf ("ungewolltem") Nachwuchs sitzen - sie bekommen ihn schlicht nicht vermittelt.

7. Deguzucht?

Gedanke: Ich würde gerne Degus züchten. Warum ist z.B. das Forum dagegen?

Dagegen spricht:

- schlechte Vermittelbarkeit von Degus
- viele Notfälle in Tierheimen und bei Privat

Darin sehen wir auch die Hauptgründe gegen die Zucht. Dazu kommt weiterhin:

- wenig Kenntnisse über Vererbung und Erbkrankheiten
- bisher keine Stammbäume existent -> Zuchttiere sind schwer auszuwählen

Das Deguforum spricht sich gegen bewusste Deguvermehrung aus und widmet sich ausschließlich der Vermittlung von Notfalltieren oder ungeplantem Nachwuchs. Wir machen aber sehr wohl einen Unterschied zwischen Vermehrung und Zucht - manche von uns würden eine verantwortungsvolle, fundierte Deguzucht sogar begrüßen. Jedoch ist uns bisher kein Deguzüchter bekannt, der den von uns gestellten Anforderungen entspricht.

Die Meinungen zu Zucht und Vermehrung sind natürlich geteilt - es bleibt jedem User selbst überlassen, sich ein Urteil zu bilden.

8. Kann ich denn gar nicht zu Degunachwuchs kommen?

Gedanke: Ich kenne nun die Gründe dagegen... aber gibt es denn wirklich keine Möglichkeit, mit der alle glücklich sind? Ich möchte doch nur einmal erleben, wie junge Degus aufwachsen?!

Doch, durchaus! Zum Beispiel kannst du dich nach Degunotfällen umhören... Dort werden immer wieder trächtige Weibchen abgegeben. Du kannst natürlich nur ein solches Weibchen aufnehmen, wenn du selbst eine Weibchengruppe hast bzw. eine gemischte Gruppe mit kastriertem Männchen. Allerdings solltest du bedenken:

  • Trächtige Notfallweibchen sind in den vielen Fällen durch Inzucht schwanger geworden, was Komplikationen nach sich ziehen kann (aber nicht muss).


  • Die Vergesellschaftung ist für ein trächtiges Weibchen doppelt stressig

  • Stress kann einen negativen Effekt auf Gesundheit der Mama und der Babies haben

  • Kannst du auch den Jungtieren für den Anfang ein gutes Zuhause bieten? Denn wie schon mehrfach erwähnt, ist die Deguvermittlung leider nicht gerade einfach.

Einem Deguneuling ist generell eher davon abzuraten, ein solches Notfallweibchen aufzunehmen - für ihn wären sowohl Vergesellschaftung als auch Geburt Neuland, ohne die Tiere zu kennen und ihre Signale richtig deuten zu können. Erfahrung und aufmerksames Beobachten und Leben mit dem Tier ermöglicht erst jenes Verständnis, das grade bei heiklen Situationen so wichtig ist!  

9. Es wird bunt - Farbschläge

Auch bei Degus ist es inzwischen so weit - neben dem wildfarbigen braunen (= "agouti") Degu gibt es inzwischen diverse weitere Farbschläge.

Wir beobachten diese Entwicklung etwas besorgt. Leider ist es so, dass alles was außergewöhnlich ist, für einige Menschen besonders interessant ist. Bei den Degus gelten die "neuen" Farbschläge teilweise noch als sehr selten und es ist erstaunlich, wie viel besser die Vermittlungschancen dieser Tiere sind bzw. wie viel Geld für Tiere bestimmter Farbschläge sogar gezahlt wird. Der "Charakter" der Tiere tritt plötzlich in den Hintergrund, wichtig wird, dass er andersartig ist. Dabei ist in unseren Augen jeder Degu einzigartig, liebenswert und etwas besonderes. Egal ob braun, blau, sand oder "grün"...

Gerade weil viele Menschen das Besondere suchen und dies auch nicht an Züchtern bzw. "Vermehrern" vorbei geht, ergibt sich ein großes Problem. Leider zeigte die Vergangenheit bei anderen Tieren wie beispielsweise den Rennmäusen, dass unüberlegte Zucht, angetrieben von dem Gedanken, etwas "besonderes" weiterzuentwickeln, sehr negative Folgen haben kann. Bei Rennmäusen ist die durchschnittliche Lebenserwartung erheblich gesunken, die Tiere sind lange nicht mehr so robust wie noch vor vielen Jahren und neigen zu deutlich mehr Erkrankungen.

Soweit bei der Zucht der Gedanke Geld zu verdienen im Vordergrund steht, führt dies häufig zu Zuchtbedingungen, die den Tieren schaden:

  • zu kleine Käfige bzw. nicht artgerechte Unterbringung
  • Auswahl nach Farbschlag der Tiere, nicht nach Gesundheitszustand bzw. Vitalität
  • Stress durch Dauerträchtigkeit - oft noch dazu in Verbindung mit schlechter Unterbringung oder gar Ernährung

Dass diese Bedingungen zu kranken oder auch verhaltensgestörten Jungtieren führen können, kann sich vermutlich fast jeder ausmalen.

Auch wenn wir wissen, dass wir die Farbzucht bei Degus nicht aufhalten können, stehen wir ihr kritisch gegenüber und begrüßen sie nicht. Wir bitten auch euch, euch darum Gedanken zu machen und zu überlegen, ob nicht ein brauner Degu ebenso liebenswürdig ist, wie beispielsweise ein gescheckter und ob es die Gesundheit der Degus wert ist, wenn durch uns die Nachfrage nach "bunten" Degus steigt. Wir sind der Meinung, Zucht muss verantwortungsvoll und auf keinen Fall auf Kosten der Gesundheit oder auch Sozialverträglichkeit der Tiere geschehen!

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